01 Jun
01Jun

KLAR · EHRLICH · HÄRETISCH

„HĂ€retisch heißt: Wir glauben nicht alles, wir prĂŒfen selbst.“
„HĂ€retisch – weil wir Mythen hinterfragen und Wahrheit treffen.“


1. Welche Art Bogenschießen/Bogensport möchte ich betreiben?

Hier geht’s nicht um romantische Etiketten, sondern um die Wahl des Spielfelds. Der HĂ€retische BogenschĂŒtze betont, dass man zuerst klĂ€ren muss, welche Form des Bogenschießens ĂŒberhaupt zu einem passt, bevor man sich AusrĂŒstung andrehen lĂ€sst.

– Instinktiv oder visiergestĂŒtzt?
Will ich den zenartigen Flow beim traditionellen Schießen erleben oder den technischen Perfektionsweg ĂŒber Visier, Stabi und Clicker gehen?

– Freizeit, Leistung oder Wettkampf?
Wer einfach nur im Garten entspannen will, braucht andere Techniken und AusrĂŒstung als jemand, der 590 Ringe in der Halle anpeilt.

– Indoor, Outdoor, 3D oder Parcours?
Jede Disziplin hat eigene Anforderungen an Technik, Bogen und mentale Haltung.

HĂ€retische Grundhaltung: „Entscheide dich bewusst fĂŒr das Spiel, das du spielen willst. Nicht fĂŒr das, was andere cool finden.“


2. Grundwissen aneignen

Bevor man den ersten Pfeil schießt, sollte man wissen, was da physikalisch und biomechanisch passiert. Nicht als Theoretiker, sondern als Praktiker, der sein Werkzeug versteht.

Der HĂ€retische Ansatz liebt es, Mythen aufzubrechen:
– Ein Bogen ist kein Katapult, sondern ein Energiespeicher mit RĂŒckstoßdynamik.
– Pfeile sind keine Holzstöcke, sondern prĂ€zise abgestimmte SchwingstĂ€be.
– Der Körper ist Teil des Systems, kein Bedienarm.

Das Grundwissen umfasst:
– Sicherheitsregeln und Etikette
– Aufbau des Bogens, Pfeilaufbau, Spine, FOC, Abstimmung
– Schusszyklus im Überblick (nicht im Detail!)
– Mentale Haltung: Fokus, Atmung, Erwartungshaltung

HĂ€retische Grundhaltung: „Wissen schĂŒtzt dich vor Aberglauben und schlechten Trainingsgewohnheiten.“

3. Schießen lernen

Hier beginnt der eigentliche Weg. Und genau hier unterscheidet sich der HĂ€retische Ansatz radikal vom „klassischen“ Vereinsunterricht.

Anstatt Technik in mikroskopische Einzelteile zu zerlegen und wochenlang „nur Stand ĂŒben“ zu lassen, geht es frĂŒhzeitig ums ganzheitliche Tun. Schießen ist ein Prozessfluss: Stand, Aufziehen, Ankern, Lösen, Nachhalten – ja, aber alles verbunden.

– Erst rhythmisch, dann prĂ€zise.
– Bewegungsfluss wichtiger als Haltungskorrekturen.
– KörpergedĂ€chtnis aufbauen statt analytisch zerlegen.

Ein gutes Einstiegsritual ist das „Drei-Pfeile-Prinzip“: Wenige SchĂŒsse, volle Konzentration, keine Streuverluste durch Überlastung.

HĂ€retische Grundhaltung: „Lernen heißt Tun – nicht Warten, bis man ‚bereit‘ ist.“


4. Zielen lernen

Zielen wird im hĂ€retischen Ansatz nicht als isolierter Schritt, sondern als natĂŒrlicher Teil des Bewegungsflusses betrachtet.

Viele SchĂŒtzen machen den Fehler, das Zielen zum Zentrum zu machen – und verlieren dadurch jede Lockerheit.

Der HĂ€retische BogenschĂŒtze sagt: â€žZielen ist Wahrnehmen, nicht Zerren.“


Das bedeutet:
– Instinktives Zielen basiert auf erlernter Ballistik, nicht auf Hokuspokus.
– Visier- oder Stringwalking-Zielen ist eine Technik, aber immer eingebettet in einen ruhigen Ablauf.
– Das „Zielbild“ entsteht im Gehirn durch Wiederholung, nicht durch stĂ€ndiges Korrigieren.


Ein hĂ€ufiges hĂ€retisches Trainingsmittel ist das Blindschießen: man nimmt das Ziel aus dem Spiel, um den Bewegungsfluss zu festigen. Danach kehrt man mit klarerem GefĂŒhl zum Zielen zurĂŒck.


5. Bogenkauf

Der hÀretische Rat ist hier eindeutig: so spÀt wie möglich, so bewusst wie nötig.

Viele AnfĂ€nger kaufen zu frĂŒh und falsch, was dann jahrelang ihr Lernen sabotiert.

– Erstmal schießen lernen → dann BedĂŒrfnisse verstehen → dann kaufen.
– Der Bogen muss zum SchĂŒtzen passen, nicht umgekehrt.
– Ein zu schwerer oder schlecht abgestimmter Bogen ist wie ein schlecht sitzender Schuh: Er zwingt dich zu falschen Bewegungen.

Pragmatisch: Leihbogen oder Vereinsbogen sind Gold wert, solange man lernt, was man wirklich braucht.

HĂ€retische Grundhaltung: „Werkzeug folgt der Technik, nicht umgekehrt.“


6. Wie geht’s weiter?

Jetzt beginnt das eigentliche Abenteuer.

Der Weg teilt sich in verschiedene Pfade:
– Vertiefung der Technik: Feinschliff, individuelle Anpassung, Stabilisierung.
– Mentales Training: Fokus, Drucksituationen, innere Dialoge.
– Zielsetzung: Turniere, Leistungsaufbau, Parcours, Trainerweg etc.
– AusrĂŒstungsausbau: Erst dann lohnt sich der nĂ€chste Schritt in High-End-Equipment oder Spezialisierungen.

Der HĂ€retische Ansatz legt Wert auf EigenstĂ€ndigkeit: Der SchĂŒtze soll sich mit der Zeit selbst verstehen, analysieren und korrigieren können. Kein Dogmenfolger, sondern ein selbstdenkender Praktiker.

HĂ€retische Grundhaltung:

„Am Anfang folgt man einem Weg. SpĂ€ter geht man seinen eigenen.“

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